Bericht der Main Post zu den Vorfällen
Würzburger Kickers - 1860 München II
Fußball: Regionalliga Bayern
23.03.2013
Die Polizei geleitete die Gruppe im Fußmarsch die Mergentheimer Straße hinaus zum Stadion am Dallenberg. Dort stürmten die Löwen-Anhänger plötzlich an der Kasse vorbei. Eine Kassiererin wurde zu Boden
gestoßen, der Tisch mit der Kasse umgeworfen. Ein Zaun wurde demoliert. Anschließend bewarfen sie Polizisten mit Sand aus Eimern, die zum Löschen von Pyrotechnik im Stadion bereitgehalten werden
müssen.
Der 2:0-Sieg der Löwen schien sie nicht zu beruhigen. Mit der Straßenbahn fuhren sie Richtung Hauptbahnhof – begleitet von Polizisten. An den Haltestellen stiegen sie aus und provozierten. In der mit
vollen Fußgängerzone am Dom eskalierte gegen 16.30 Uhr die Situation: 60-er Fans sprangen aus der Straba, Ständer mit Post- und Grußkarten einer Buchhandlung wurden umgestoßen, Stühle vor dem Café
Balthazar umgeworfen, eine Frau zu Boden gestoßen. Polizisten hielten den
Mob davon ab, den Laden zu stürmen. Es kam zu Auseinandersetzungen, ein Polizist musste in der Augenklinik behandelt werden, ein weiterer erlitt Verletzungen durch einen Fußtritt. Vor den Augen
ängstlicher Passanten wurde ein Mann zu Boden gedrückt und abgeführt. Die Polizei brachte die Situation unter Kontrolle. Sie eskortierte die „Fans“ in kleinen Gruppen zum Hauptbahnhof, wo sie um 17.47
Uhr nach sieben Stunden Rabatz in den Zug stiegen. Ganz unvorbereitet kam
die Randale nicht, wie Polizeisprecher Karl-Heinz Schmitt bestätigt: Am 13. März hatte die Polizei an die Würzburger Kickers appelliert, Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken: Wegen der spielfreien
Bundesliga könnten kritische Fans mitkommen. Gleichzeitig sei das Sicherheitskonzept der Polizei angepasst worden. Auch szenekundige Münchner Beamte seien „vom aggressiven Verhalten“ der Fans
überrascht gewesen, so Schmitt. „Hinweise, dass so etwas passieren würde, hatte es nach dem bisherigen Verlauf der Saison nicht gegeben.“
Hätte die Polizei nicht zumindest auf dem Heimweg die 60-er Fans als eigene Gruppe in eine Straba stecken können, die direkt zum
Hauptbahnhof durchfährt? Offenbar kam es zu einer Fehleinschätzung. „Mit weiteren Störungen war – vor dem Hintergrund, dass das Spiel gewonnen wurde – nach Einschätzung des Einsatzleiters und der
szenekundigen Beamten nicht zu rechnen“, sagt der Polizeisprecher. Die Fans in eine Sonderstraßenbahn zu setzen, „hätte erhebliche Zeit beansprucht und Probleme mit der Zugverbindung nach München
verursacht.“ Außerdem wären die Fans als massive Gruppe zusammen gewesen, was das Risiko erhöht hätte. „Daher wurde die Entscheidung getroffen, die Fans in regulären Straßenbahnen unter
Polizeibegleitung mitfahren zu lassen. Zum Vorfall am Hugendubel kam es völlig überraschend“, sagt Schmitt.
Die Ermittlungen der Polizei werden fortgesetzt. Mit vorhandenen Bildern oder Videos sollen weitere Straftäter aus Reihen der
Löwen-Anhänger identifiziert werden. |